... und eine Geschichtenerzählerin wollte sie werden. Esther Ferrari stammt von grundsoliden
Ausserrhoder Bauern ab. Die Grosseltern waren im Gern zuhause. Als Katharina ihr zweitjüngstes
Kind draussen stillte, kam eine Frau mit einem mutterlosen Säugling vom Kastenloch herauf.
Die gütige Frau Hörler nahm das kleine Mädchen in ihrer Familie auf, später folgten drei
weitere Pflegekinder.
Mina, die sechste Tochter, wuchs in dieser Grossfamilie auf. Die Liebe zum katholischen Konditor
Ferrari verstörte die Familie aber die Liebe von Mina und Josef war stärker. Im zweiten Weltkrieg
kam Esther im Gern zur Welt. Als sich zeigte, dass der Vater besser backen als bauern konnte,
zog die junge Familie ins Töbeli.
Die Grosseltern verpachteten den Hof bis auf zwei Zimmer. Esther war oft bei der Grossmutter und
lauschte ihren Geschichten. Nach der Ausbildung in der Pflege folgte die Familienzeit und die
Mitarbeit im Betrieb ihres Mannes in Urnäsch und nun – mit gut achtzig Jahren hat sie sich ihren
Berufswunsch erfüllt: Sie hat einen eigenen Raum, wo sie Menschen empfangen und ihnen Geschichten
erzählen kann.
Text: Hanni Brogle | Fotos: Heidi Preisig