Auf zwei verschiedenen Routen fanden 16 Frauen den Weg zum Zürcher Zoo. In Kleingruppen begaben sie sich um Viertel vor elf auf die Suche nach Tieren und dem Mittagessen. Kurz vor eins warteten alle unterhalb des Eingangs auf die Führung. Ein junger Mann sicherte sein Velo am vereinbarten Treffpunkt und bat uns zu warten. Mit Unterlagen versehen stellte er sich als Flo vor und ging im flotten Schritt dem Zaun entlang zum Eingang der Lewa-Savanne. Er achtete darauf, dass das Metalltor ganz geschlossen war, bevor es weiterging, denn Füchse sind im ganzen Zoogelände unerwünscht. Neben seinen Studien in Guyana und Botswana lebt Dr. Florian Hodel in Zürich, wo er bis zu dreissig Mal pro Monat Gruppen durch den Zoo führt.
Zuerst betrachteten wir die vier Giraffenstuten, die sich auf dem Gelände Futter suchten. Zum Teil wird es in "Betonbaobabs" versteckt in Schlitzen und Löchern auf verschiedenen Höhen. Ganz unten finden sie Heu und zu offiziellen Fütterungszeiten können Besuchende mit einem Bon den Tieren Weidenzweige hinhalten. Der lange Giraffenhals ermöglicht ihnen Weitblick, macht aber ein riesiges Herz nötig und ergibt einen hohen Blutdruck. Der Hals wird von einer starken Sehne oben gehalten, die als Buckel am unteren Halsende zu erkennen ist. Im Zoo können Giraffen etwa zwanzig Jahre alt werden.
Im Hintergrund sahen wir Impalas und Strausse. Auch Grevyzebras und Nashörner leben in der weiten Anlage. Beide sind vom Aussterben bedroht. Der Kampf um die Erhaltung der Nashörner scheint aussichtslos, obwohl ihr Horn keine magische Wirkung hat und aus der gleichen Substanz besteht wie unsere Fingernägel.
Zebras haben besondere Hufe, neben einem mittleren, eigentlichen Huf besitzen sie rechts und links eine
weitere Zehe. Auch Nashörner haben die gleiche Hufform, sie ist aufgrund ihrer Grösse und ihres Gewichts
leicht zu sehen. Nashörner machen in den Stamm der Baobabs riesige Löcher, wo sie in der trockenen
Savanne Feuchtigkeit lecken können. Der Zoo Zürich hat vier weibliche und ein männliches Nashorn.
Sie wälzen sich gern in Schlammkuhlen und wirken deshalb heller. Der Überzug dient dem Schutz vor Insekten.
Auch die Zebras hatten einen Hengst, aber als dieser seine Damen gegen den Nashornbullen "verteidigen" wollte,
zog er den Kürzeren. Kann man Zebras reiten? Nein, ihr Rücken ist viel zu schwach. Sie haben keinen Leithengst
und niemand kann abschliessend sagen, wozu die Streifen dienen. Sie könnten Insekten die Landung schwieriger
machen. Es gibt Hunderte von Theorien.
Bei den Erdmännchen sahen wir ein allerliebstes Jungtier. Flo wies auf die Säbelantilopen hin, welche man vor einigen Jahren auswildern wollte. Die wunderschönen Tiere wurden ihrer Hörner wegen gejagt und in kürzester Zeit wieder ausgerottet.
Vor den Höhlengängen der Nacktmulle kam Flo ins Schwärmen. Diese putzigen Tierchen sind fast blind und taub. Sie leben in engen Gängen unter der Erdoberfläche und sehen nie Tageslicht. Sie sind die einzigen Säugetiere welche eine Staatsstruktur wie die Bienen haben. Es gibt eine Königin und die Tiere haben verschiedene Aufgaben. Nacktmulle können sehr lang leben und bekommen z.B. keinen Krebs. Sie sind wechselwarm wie Reptilien und ernähren sich von Wurzeln und Knollen. In ihren Gängen gibt es sehr wenig Sauerstoff dafür viel Kohlensäure. Sie sind säureresistent. Begegnen sich zwei Nacktmulle in einem Gang muss der schwächere rückwärts gehen bis sie aneinander vorbeikommen.
Ein letzter Höhepunkt war der Besuch bei den Graupapageien. Diese begabten Vögel können viele "Sprachen" lernen. Im Urwald imitieren sie andere Tiere. Im Kontakt mit Menschen schnappen sie Wörter auf und können sie sogar sinnvoll verwenden. Als Beispiel nannte Flo das Wort "Rundbanane", womit der Vogel Bananenchips meinte.
Auf die Frage weshalb in letzter Zeit so häufig Elefanten gestorben seien, erhielten wir die Antwort, indische Elefanten seien sehr empfänglich für Herpesviren. Stelle man eine Erkrankung fest, sei es in der Regel zu spät und das Tier sterbe im Lauf der nächsten Tage. Am empfindlichsten seien Jungtiere zwischen zwei und acht Jahren.
Text: Hanni Brogle | Fotos: Heidi Preisig und Brigitte Müller